Eine kleine Geschichte von fairem Handel, selbstgemachtem Orangenpulver und unverpacktem Einkaufen.

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Backen

Hallo! Wieder hier zu schreiben ist seltsam. Weit mehr als ein Jahr ist ins Land gegangen, seitdem ich bewusst Wörter für diesen Blog aneinander gereiht habe. Beim Tippen merke ich, wie sehr ich das Bloggen wirklich vermisst habe. Gleichzeitig aber auch nicht, denn Schreiben ist etwas, dass ich – im Gegensatz zu früher – heute jeden Tag tue.

Auch im Redaktions-Alltag stelle ich immer wieder fest: Manchmal musst du einfach loslegen und der Rest kommt schon hinterher geschwappt. Für mich ist aber eines ganz wichtig: den Text und Inhalt vorher zu fühlen. Schon lange vor dem Schreiben fängst du an, dich mit dem, was du schreiben willst auseinanderzusetzen. Hey, ich bringe schließlich einen Teil meiner Seele „auf Papier“. Reiße mir quasi Arme und Beine aus. Ja, manchmal fühlt es sich durchaus so an. Und: Obwohl ich täglich schreibe, ist Schreiben nichts alltägliches für mich.

Was ist hinter den Kulissen so passiert seit dem letzten Beitrag?

Im März letzten Jahres absolvierte ich meine Prüfungen zur staatlich anerkannten Übersetzerin für Englisch und Spanisch. Während der zwei vorausgegangenen Jahre erschienen hier nur vier Beiträge. Zeit, Kraft und Nerven brauchte ich schlicht für die Paukerei und das Leben daneben. Ich habe nebenher immer auch gearbeitet. Diese Zeit war ganz schön heftig und manchmal weiß ich nicht, wie ich das alles überhaupt hinbekommen habe.

Am 1. April 2018 hechtete ich mich dann Hals über Kopf und Vollzeit in den Redaktionsalltag bei einem Print-Magazin für Interior, Design, Architektur, Trends und all die schönen anderen Dinge: WOHN!DESIGN (ich verlinke die Seite nicht, weil unsere Homepage einfach scheiße ist und überhaupt nicht den Look des Magazins wiedergibt). Ihr werdet sie am Kiosk finden, wenn ihr danach sucht. Oder fragt.

 

Für WOHN!DESIGN schreibe ich bereits seit Sommer 2017. Für den Genuss. Oft geht es um Food, Küche, Kochen und Backen, aber nicht immer. Ich kann über das schreiben, was mich berührt, mir erwähnenswert und wichtig scheint und das ist eben nicht immer essbar. Ich habe die Möglichkeit, mir gänzlich Fremde mit meinen Worten zu einem Thema zum Nachdenken anzuregen. Das ist schon ziemlich befriedigend. Dass ich als Quereinsteigerin diese Möglichkeit habe, ist alles andere als selbstverständlich. Es ist einfach unbezahlbar!

Trotzdem möchte ich diesen Blog weiter am Laufen halten und vor allem wieder zum Leben erwecken. Auch wenn ich lange nichts von mir habe hören lassen und ihr vielleicht dachtet, hier passiert nichts mehr oder ich höre auf. Nein, das werde ich nicht! Ich habe nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, meine schon lange konkreten Gedanken zu dieser Seite niederzuschreiben.

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Fakt ist aber, hier wird nicht mehr nur gebacken. Hier wird sich einiges ändern:

Weil mein Leben sich verändert hat.

Weil ich mich verändert habe.

Weil meine Prioritäten sich verändert haben.

Weil  meine Gedanken sich verändert haben.

Weil ihr euch verändert habt.

Weil ich euch zum Nachdenken anregen möchte, noch mehr also vorher.

Weil das Leben nicht nur aus Mehl, Butter, Eiern und Zucker besteht.

Ich möchte in Zukunft mehr Basics mit euch teilen. Ich möchte ehrliche, gute und in meinen Augen sinnvolle Beiträge und Rezepte teilen. Über den Tellerrand hinaus. Ich möchte euch zeigen, wie einfach es ist, den Sommer in Form von unschlagbarer Tomatensoße einzukochen und haltbar zu machen.

Wie man Hühnerbrühe macht und vom Glück der einfachen Dinge, die mir schon immer so sehr am Herzen liegen und die so oft einfach die besten Dinge sind. Dazu gehört zum Beispiel Vanillesalz. Was lässt sich damit anstellen? Vielleicht können wir auch Pasta zusammen machen und lernen uns wieder mehr auf unser Gefühl anstatt auf Küchengeräte zu verlassen?

Oder Gemüsebrühe. Oder (m)ein Granola, das immer dann zum Einsatz kommt, wenn ich zu viele überreife Bananen vor der Tonne gerettet habe? Was lässt sich damit noch anstellen? Wie schmeckt eigentlich und was taugt Bananenschalen-Kuchen? Ich möchte zeigen, wie man Joghurt ganz simpel und ohne irgendwelche Gerätschaften über Nacht herstellen kann. Oder Frischkäse. Und andere Lieblings-Rezepte.

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Mit diesen Basics als Grundlage sollen Rezepte entstehen. Was glaubt ihr, wie gut wohl ein New York Cheesecake mit selbstgemachtem Frischkäse schmeckt?! Und überhaupt: Es gibt’s nichts Schöneres als selbstgemachte Lebensmittel weiterzuverarbeiten, oder? Und zwar genau dann, wenn sie am leckersten sind. In ihrer jeweiligen Saison. Ich möchte das Glück dieser vermeintlich einfachen Dinge mit euch teilen. Ganz ehrlich und ohne Firlefanz.

Da ist ganz viel Leidenschaft unter meinen Nägeln für diese Art von Beiträgen. Wenn ich es also schaffe, nicht nur ein Rezept mit euch zu teilen, sondern Anregungen mitzuliefern, was sich aus eventuell anfallenden Resten noch so Gutes anstellen lässt anstatt sie einfach zu entsorgen, dann ist mein Ziel schon fast erreicht.

Ein erster Schritt in diese Richtung soll dieses Orangenpulver sein, das bei mir mittlerweile zum festen Zutaten-Inventar gehört! Mit dem Fruchtfleisch der Orangen lässt sich leckeres Kompott herstellen. Das folgt dann hoffentlich als nächstes.

Zutaten für Orangenpulver:

8 unbehandelte Orangen
60g Zucker deiner Wahl
250ml kaltes Wasser

Zubereitung:

  1. Die Orangen heiß abwaschen, gut abtrocknen und mit einem Sparschäler die Haut dünn abschälen.
  2. Wasser, Zucker und Orangenschalen in einem kleinen Topf aufkochen und in 10-20 Minuten sirupartig einköcheln lassen. Den Ofen auf 60 Grad vorheizen.
  3. Ein Backblech mit Backpapier belegen und dünn mit Öl (z.B. Sonnenblumenöl) bepinseln. Das funktioniert sicher auch komplett ohne Backpapier, habe ich aber noch nicht ausprobiert. Die Orangenschalen darauf verteilen und darauf achten, dass sie sich möglichst nicht berühren.
  4. 2-3 Stunden im Ofen trocknen und anschließend noch etwa zwei Tage bei Zimmertemperatur trocknen lassen bis sie staubtrocken sind. Das ist wichtig, damit sie nicht doch anfangen zu schimmeln.
  5. Anschließend im Mixer zu feinem Pulver mahlen und in einem Schraubglas oder Gefäß deiner Wahl aufbewahren.

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Orangenpulver nutze ich nicht nur beim Backen, sondern auch für Salate, Reis- und Gemüsegerichte oder für Fisch. Es ist super vielseitig und sorgt auch optisch für gute Laune. Das Pulver verschenke ich seit drei Jahren vor allem an Weihnachten an Menschen, die mindestens genauso gerne kochen. Da Orangenzeit aber fast das ganze Jahr über ist (das weiß ich seitdem ich für POIS arbeite), könnt ihr es unabhängig davon zubereiten. Ich verwende es selbst gerne und möchte es in meiner Küche nicht mehr missen.

Wichtig: Da das Pulver verzehrt wird, solltet ihr zwingend unbehandelte und ungespritzte Orangen dafür benutzen! Ich verwende – wie sollte es anders sein – unbehandelte und natürlich gewachsene portugiesische Orangen von POIS. Ihr nehmt bitte eure Lieblingsfrüchte dafür. Auf dem Markt stolpert man auch immer wieder über unbehandelte Früchte. Die sind wirklich Gold wert und sollten konventioneller Ware immer vorgezogen werden.

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Orangen aus Portugal? Hier eine Erklärung dazu und was sich bei mir hinter den Kulissen noch so tat während ich mich vor fast vier Jahren mit 30 dazu entschied, keinen Scheißjob mehr zu machen, der mich frustriert, nicht fordert oder interessiert, um wieder die Schulbank zu drücken. Ein großer Schritt, der absolut richtig und wichtig für mich war.

Neben meinem jetzigen Vollzeitjob als Redakteurin arbeite ich nebenher noch immer als Texterin, Facebook-Tante und Knipsfee für das Fairhandelsprojekt POIS – Natürlich Portugal (Direktvertrieb unbehandelter und fair gehandelter Früchte und Gemüse von portugiesischen Erzeugern und Kleinbauern). Ich springe oft, meist Freitags nach der Redaktionsarbeit noch bei POIS im Laden in der Rotebühlstr. 90 vorbei. Dort kaufe ich bestimmte Lebensmittel wie Südfrüchte ausschließlich. Weil mir andere von anderswo nicht mehr über die Türschwelle kommen. Weil ich nicht mehr verantworten kann sie anderswo zu kaufen, weil dubiose Firmen oder Discounter dahinter stecken und erst irgendwann der Mensch kommt. Meist weit hinten an letzter Stelle. Das kann ich nicht mehr.

Auch weil die Arbeitsbedingungen für die Menschen teils lebensgefährlich sind. Und warum? Damit wir hier Bananen für ein paar Cent kaufen können, deren Existenz und Konsum uns nicht einmal etwas bedeutet? Aber auch weil alles andere mir plötzlich geschmacklos scheint, weil Supermarktware oft unreif geerntet und dann in riesige Reifehallen gesteckt wird, wo sie begast wird ohne Ende. Woher soll der Geschmack denn bitte kommen?

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Er entwickelt sich normalweise mit der Zeit. Doch Zeit ist keine Ware, die wir im Supermarkt kaufen können. Die Regale müssen schließlich immer voll sein. Der Endverbraucher will konsumieren und zwar zackig! Irgendwann sind die Geschmacksknospen für diese Faktoren sensibilisiert und alles andere schmeckt nicht mehr. Eigentlich hat es nie wirklich geschmeckt, wir wussten es vorher nur nicht besser. Ganz einfach und auch ganz normal.

Ich möchte keine geldgierigen Firmenbosse und ihre anonymen Produkte mehr unterstützen, sondern dafür lieber Menschen wie dich und mich. Ich möchte fairen Handel, denn wir alle wollen einen fairen Lohn. Oder nicht? Es gibt keine billigen Lebensmittel, den Preis dafür zahlt nur jemand anderes und in einem anderen Teil der Erde. Ich möchte keine Ausbeutung mehr unterstützen und das auf ganzer Linie. Ich arbeite daran.

Ich möchte hierzulande nicht mehr zur Wasserknappheit anderswo beitragen und ich möchte vor allem, dass der Preis, den ich bereit bin mehr zu zahlen auch bei dem Menschen ankommt, der all die Arbeit mit dem Anbau von Ananas, Bananen, Orangen, Süßkartoffeln, Erdnüssen, Reis oder was auch immer hat, damit ich Zuhause nach Lust und Laune etwas Tolles daraus zubereiten kann. Das ist nicht selbstverständlich. Uns ist das Gefühl für den Wert von Lebensmitteln abhanden gekommen. Weil sie immer überall und in rauen Mengen verfügbar sind. Und weißt du was? Das ist nicht normal. Und auch nicht selbstverständlich.

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Diese Zeilen schreibe ich – und das ist mir sehr wichtig – vollkommen wertungsfrei, ich bin nicht hier um dir vorzuwerfen, du seist ein schlechter Mensch, weil du dies und jenes nicht tust und dafür etwas anderes. Fakt ist: Ich war mir meines Konsumverhaltens sehr sehr lange Zeit nicht so bewusst wie heute. Doch heute kann und werde ich etwas tun, weil es mir das wert ist.

Und deshalb ist es wichtig, ein Projekt wie POIS an dieser Stelle zu erwähnen. Die Arbeit dafür hat mein Kauf- und Konsumverhalten und mich selbst enorm geprägt, wie ich rückblickend feststelle. Es hat meine Sicht auf den Handel komplett verändert und positiverweise auf den Kopf gestellt. Es war wohl auch mein erster Berührungspunkt zu unverpacktem Einkaufen. Neben meinen samstäglichen Marktbesuchen – bei denen ich mir noch vor wenigen Jahren fast alles in Plastiktüten geben ließ.

Ich bin mir bewusst, dass ich täglich mehrmals die Wahl habe und auch die Macht etwas zu verändern. Wir alle haben das. Wofür wir unser Geld ausgeben trägt entscheidend zu vielerlei Verbesserungen (auch anderswo!) bei und übt einen unvorstellbaren Druck auf Firmen und Märkte aus, die irgendwie darauf reagieren müssen! Noch nie war das so präsent wie heute.

Du entscheidest, wem du die Macht gibst. Lieber dem Handwerksbäcker, dessen Brot auch nach vier Tagen noch essbar ist oder lieber dem Aufback-Discounter, dessen Brötchen mit Luft gefüllt sind, nach nichts schmecken und tiefgekühlt aus Polen angekarrt werden, wo sie von weiß-Gott-wem mit weiß-Gott-was produziert werden? Es gibt bessere Wege die polnische Wirtschaft zu unterstützen als das. Bei den Menschen kommt dieser Profit nämlich nicht an.

Ich möchte über Themen wie Low Waste, plastik- und unverpacktes Einkaufen sprechen, weil sie ein mittlerweile nicht mehr wegzudenkender Teil meines Lebens sind. Vor wenigen Jahren hätte ich mir das nie vorstellen können. Und es ist so so seltsam, das hier auszuschreiben, weil ich es noch nie getan habe! Vielleicht auch deshalb, weil man sich mit Offenbarungen dieser Art irgendwie angreifbar macht. Wo irgend möglich kaufe ich plastikfrei ein und liebe es! Es tut mir gut, es tut meinem Haushalt gut, es tut der Umwelt gut, es tut einfach allem gut. Es macht einfach so viel Sinn!

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Vor mehr als vier Jahren, exakt am 7. Januar 2015 habe ich begonnen einen Beitrag mit dem Titel „Plastic is not fantastic! Eine kleine Geschichte über´s Plastik fasten“ zu tippen, den ich jedoch nie zu Ende geschrieben und veröffentlicht habe. Ich schätze, ich selbst und die Zeit war noch nicht reif dafür. Als ich anfing den Artikel zu schreiben, hatte ich gerade zwei Monate Plastik gefastet. Jetzt ist es viele Jahre später und eines ist zum anderen gekommen.

Ich werde immer häufiger darauf angesprochen, diese Thematik, meine Lösungen, Vorschläge, Ideen hier zu teilen. Bislang musste mein Instagram-Kanal dafür herhalten. Die Resonanz zu einem möglichst plastikfreien Lebensstil wächst stetig, das Thema wirft trotz großer Medienpräsenz aber noch immer viele Fragen auf. Stories zu dem Thema zählen mittlerweile zu denen mit der meisten Resonanz und erhalten dementsprechend viele Aufrufe. Es gibt etliches, über das wir hier viel besser sprechen können und auf das ich viel besser eingehen kann.

Ich dachte lange Zeit, solche Themen hätten hier keinen Platz. Was ausgenommener Schwachsinn ist! Wieso sollte euch das nicht interessieren? Kochen, backen und alles andere sind unmittelbar damit verwoben, für mich zumindest und für die allermeisten, die diesen Wegen einschlagen, ebenfalls. Es wirkt sich einfach auf alles aus.

Seit fast sieben Jahren – 2012 wurde eine Fructose Intoleranz bei mir festgestellt – lege ich Wert darauf, was in meinen Lebensmitteln drin ist. Wieso habe ich vorher nie darauf geachtet, was drumherum ist? Diese Einstellung passt für mich nicht (mehr). Heute kommt mir Reis in Kochbeuteln aus Plastik wirklich mehr als nur unnatürlich vor. Das war nicht immer so.

Und nun? Ich danke dir von Herzen, dass du es bis hierhin „ausgehalten“ hast! Sicher hätte ich die Geschichte auch kürzer erzählen können, dann wäre aber so vieles auf der Strecke geblieben, das mir am Herzen liegt. Und wenn nicht jetzt, wann dann?

Sehr gerne dürft ihr mir eure Gedanken und/oder Fragen zu pulverisierten Orangenschalen, aber auch zu Low Waste und den Bereichen plastikfreies bzw. reduziertes Leben, unverpackt einkaufen und allem, was für euch so dazu gehört hier lassen. Seid ihr offen dafür, interessiert euch das? Seid ihr dabei?

Gibt es Fragen, die euch unter den Nägeln brennen? Dann bitte her damit! Darüber würde ich mich wirklich sehr freuen! Jetzt noch mehr denn je.

Eure Sonja

Soundtrack: Ólafur Arnalds – Particles ft. Nanna Bryndís Hilmarsdóttir

 

 

 

 

 

 

 

 

Stuttgart Vier mal 3 – Herbstedition: Maronen-Pastinaken Cupcakes mit Birnenchip!

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Backen

Maronen liebe ich über alles. Samstags auf dem Stuttgarter Wochenmarkt kaufe ich, wenn es sie gibt, immer gleich ein ganzes Kilo, über das mein Freund und ich uns dann gleichermaßen hermachen. Ganz simpel gekocht und anschließend in mühsamer Kleinstarbeit geschält, wandern sie ohne Umwege direkt in unsere Münder. Meist während wir nebenher eine Serie oder einen unserer Lieblings-Vlogs schauen. Große Favoriten sind Roman Atwood (einer der wenigen männlichen You Tuber, die ich mir ansehen kann ohne davon Agressionen zu bekommen und laut schreiend im Kreis rennen zu wollen), Tea&Twigs mit ihren wunderbaren Videos aus einer meiner liebsten Städte = London, oder aber Good Eatings aus Schweden.

Die Vlogs von Malin liebe ich schon allein wegen der unglaublichen Ruhe, die sie ausstrahlen ganz besonders. Wir schauen sie gerne gemeinsam an. Die Videos sind immer mit wunderbar passender, entspannter Musik unterlegt und regen an, sich dazu einen Tee zu machen, die Decke überzuwerfen, einen Snack parat zu stellen und sich für die folgenden Minuten mit visuellem Seelenbalsam berieseln zu lassen. Jedes davon ist ein Kurzurlaub für meinen Geist und sie machen unglaublichen Appetit auf vegane Köstlichkeiten. Ihr werdet sofort verstehen, warum. Außerdem könnte ich ihrer angenehmen Stimme stundenlang zuhören.

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Süchtigmachende Birnenchips

Wenn Malin kocht oder backt, möchte ich mich sofort mit an den Tisch ihres Heims in der schwedischen Pampa setzen oder zumindest reflexartig in den Bildschirm greifen Ich glaube, das ist ein großes Kompliment. Mit ihrem Freund lebt sie in einem sehr gemütlichen schwedischen Holzhaus mit Kamin. Liebevoll eingerichtet und mit kleinem Garten. Ich möchte mich sofort zu ihr in die Küche stellen und ihr bei der Zubereitung der vielen veganen Speisen helfen. Selbst, wenn ich nur den Part der Kartoffelschälerin übernehmen würde.

Auch solche vermeintlich lästigen Tätigkeiten kann man nämlich mit Liebe tun und daran erinnere ich mich immer wieder. Kartoffeln schälen kann doch überhaupt nicht lästig sein, weil daraus etwas Gutes entsteht. Sei es ein ganz einfaches Gratin Dauphinois (die Franzosen wissen, was gut ist) oder ein Kartoffel-Käsekuchen.

Zurück zur Liebe. Heiße Maroni sind schließlich meine zweitliebste Esskastanien-Speise. Zum Glück gibt es sie auf den Weihnachtsmärkten der Saison gerade sehr zahlreich. Um glücklich zu sein, brauche ich nicht allzu viel, wie man sieht. Kein Schnickschnack. Nicht bei Kastanien. Nicht bei vielem anderen. Klar, dass meine Zutat Nr. 1 für dieses Rezept also Maronen waren. Nummer 2? Diese Schätze hier. Sind sie nicht schön?

Diese hübschen kleinen Birnen brachte mir meine Mutter aus der Pfalz mit. Natürlich haben sie aus diesem Grund auch sehr viel besser geschmeckt als es normale, gekaufte Birnen getan hätten. Ja, so ist das mit der Liebe. Man schmeckt sie immer heraus.

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Dass ich Pastinaken liebe, das kann ich im Gegensatz zu den vorhergegangenen Zutaten leider nicht behaupten. In der Regel lasse ich sie auf dem Markt und im Supermarkt unbeachtet links liegen. Für dieses Rezept habe ich das geändert!

Zum Backen eignen sich Pastinaken schon allein deshalb sehr gut, weil sie von Natur aus eine schöne erdige Süße besitzen und Gebäck, wie viele andere Wurzelgemüse auch, schön saftig machen. Ausprobiert habe ich das jetzt zum ersten Mal, weil die Zutatenliste es erforderte, wie ihr hier sehen könnt:

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Die Zutatenliste für den Herbst!

Im Gegensatz zum letzten Jahr wollte ich nicht schon wieder etwas mit Kürbis machen (ja, Kürbis geht eigentlich immer!), Äpfel gehen als totales Unverträglichkeits-No-Go bei Fructose Intoleranz einfach gar nicht und Zwiebeln… nun ja, schon einmal Cupcakes mit Zwiebel-Topping gegessen?

Pastinake macht sich ausgesprochen gut in diesen glutenfreien und fructosearmen Cupcakes! Nächstes Mal packe ich sie wohl in einen Rührkuchen, ein paar davon habe ich ja noch übrig. Jetzt aber erst einmal das Rezept, das schon viel zu lange auf sich warten lässt.

Zutaten für 10-12 Cupcakes:

150g gekochte Maronen, geschält + etwas warmes Wasser

4 Eier (L)

120g Getreidezucker

Prise Salz

100g gemahlene Mandeln

Msp. Vanille

6 EL Kakaopulver

1 TL Weinsteinbackpulver

50g geriebene Pastinak

  1. Den Ofen auf 170 Grad vorheizen und eine Muffinform mit Papierförmchen auslegen.
  2. Gemahlene Mandeln, Backpulver, Zimt und Kakaopulver vermischen. Die Maronen mit etwas warmen Wasser pürieren bis die Masse streichfähig ist. Eier mit Zucker einige Minuten auf hoher Stufe schlagen bis die Masse hell und schaumig ist. Nun die Maronen-Creme unterrühren und die geriebenen Pastinaken dazu geben. Zum Schluss die Nussmischung zugeben und unterrühren.
  3. Den Teig auf die Förmchen verteilen und auf der mittleren Schiene etwa 25-30 Minuten backen. Bei der Stäbchenprobe sollte kein Teig mehr haften bleiben. Die Muffins aus dem Ofen nehmen und auskühlen lassen.

Frosting:

3 Eiweiß (L)

150g Getreidezucker

etwas gemahlene Vanille

  1. Eiweiß und Zucker in einer Schüssel über dem Wasserbad vermengen und bei stetigem Rühren langsam erwärmen bis die Masse eine Temperatur von 65 Grad erreicht hat. Das. Kann. Dauern. Lohnt sich aber!
  2. Anschließend von der Hitze nehmen und mit dem Handmixer so lange mixen bis sich steife Spitzen bilden.
  3. Die gemahlene Vanille dazu geben und die Eiweißmasse mithilfe des Spritzbeutels auf die Cupcakes geben.
  4. Optional: Wer mag, kann das Eiweiß noch mit einem Küchen-Bunsenbrenner abflämmen.

Birnenchips:

1 große unbehandelte Birne

100g Getreidezucker

etwas Zimt

  1. Den Ofen auf 150 Grad vorheizen.
  2. Die Birne waschen und in dünne Scheiben hobeln. Die Scheiben von beiden Seiten im Zimtzucker wälzen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben.
  3. Die Birnen für 20 Minuten im Ofen trocknen, dann herausholen, vorsichtig umdrehen und auf der anderen Seiten für nochmals 15 Minuten trocknen.
  4. Die Chips aus dem Ofen holen und auf einem Gitter auskühlen lassen. Vorsichtig, sie sind sehr heiß und werden schnell fest. Außerdem machen sie süchtig!

Diese Cupcakes sind zugegeben kein neues Rezept, jedoch ein abgewandeltes. Ich habe sie schon oft als S´Mores-Cupcakes mit glutenfreien Keksbröseln on top gemacht. So auch vergangenes Jahr im November zur Kuchenquartett Pop-Up-Bakery im Misch Misch. In der Version finde ich sie absolut unschlagbar und genauso gut sind sie auch angekommen!

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Ich sollte dringend daran arbeiten, sie endlich auch als S´Mores auf den Blog zu bringen. Das wird nun wohl erst nächstes Jahr geschehen, da die guten jetzt dann eben auch mal wieder Pause haben.

Leider wird sich das mit dem Zeitmangel bei mir noch die nächsten 2-3 Monate ziehen und Beiträge dünn gesäht sein. Dann sind endlich beziehungsweise schon – irre, wie schnell 2 1/2 Jahre vergehen!!! –  meine  schriftlichen und mündlichen Abschlussprüfungen zur staatlich anerkannten Übersetzerin für Englisch und Spanisch und ein großer Felsbrocken sowie ein noch weitaus größerer Zeitfresser fallen mir anschließend von den Schultern. Keine Vokabeln mehr, keine Hausaufgaben mehr, keine vorzubereitenden Präsentationen mehr und vor allem: kein Unterricht mehr. Dafür ganz viel Muse für noch ganz vieles mehr.

Da dann eine neue Phase in meinem Leben beginnt, denke ich die letzten Wochen und Monate viel darüber nach, auch auf dem Blog etwas zu ändern. Dieser Wunsch hat sich schleichend manifestiert. Unter anderem, weil sich schon länger einige Rezepte bei mir angesammelt haben, die sich abseits der Kuchentheke abspielen. Es gibt ja noch so unglaublich viel anderes, dass mich viel öfter und wesentlich glücklicher macht als „einfach nur Kuchen“! Versteht mich nicht falsch, ich liebe Kuchen und werde Kuchen backen auch immer lieben. Aber es gibt da draußen noch so viel mehr.

Wie lange will ich schon einfache Basics wie das für meinen liebsten fructosearmen Vanillepudding online bringen oder mein gebackenes Müsli, das ich einfach immer wieder gerne mache und das mir so viele Morgen versüßt hat. Wieso sie nicht mit anderen teilen?

Oder den selbstgemachten Joghurt mit Vanille, der so unglaublich einfach herzustellen ist und den ich über alles liebe, aber schon so lange nicht mehr gemacht habe, weil ich die Menge für Zwei noch nicht so raus habe. Oder den allerbesten luftig lockersten selbstgemachten Frischkäse, für den sich jeder einzelne der zwei Tage Wartezeit lohnt?

Auch hier muss ich noch lernen, wieviel für uns beide ausreichend ist. Denn ich mag es einfach nicht leiden, wenn Lebensmittel schlecht werden und ich sie wegwerfen muss. Lebensmittelverschwendung bricht mir das Herz. Doch man lernt eben tatsächlich nie aus, auch wenn es manchmal weh tut. Meistens tut es das aber nur einmal, weil du weißt wie viel Arbeit oder Zeit dahinter steckt, etwas herzustellen. Doch es lohnt sich immer. Immer.

In diesem Sinne hoffe ich, ihr bleibt mir erhalten. Und vielleicht mögt ihr mir ja auch einfach mal eure Meinung da lassen, was ihr von diesen Gedanken haltet? Es kann doch nie genug Lieblingsrezepte geben, oder?

Habt es schön!

Eure Sonja

 

Küchensoundtrack: Steven Wilson – Refuge

 

Stuttgart Vier mal 3 – Herbstedition: die Zutaten!

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Heute möchte ich gar nicht viel schreiben. Ich bin nicht gut darin, mich kurz zu fassen und schon gar nicht schriftlich, mit einer Ausnahme: spanische Klausur-Aufsätze. Das ist eine der Tatsachen, die ich in meiner noch jungen Karriere als Redakteurin bereits über mich selbst gelernt habe und somit auch eine der Baustellen, deren Schräubchen ich noch fein justieren muss. Wie das Gelernte sich auf den Blog auswirken wird, weiß ich noch nicht genau. Mein Schreibstil an sich gefällt mir nämlich ziemlich gut. Hier auf dem Blog artet das „sich nicht kurz fassen können“ aber immer etwas aus, weil es niemanden gibt, der mich stoppen kann!

Ganz besonders gut musst du die Schräubchen drehen und ölen, lösen und wieder von Neuem zudrehen, wenn du einen 3-Seiten-Artikel mit lediglich einem einzigen Wort als Titel versehen muss. Dieser muss natürlich (alles andere wäre doch auch sterbenslangweilig, nicht?) den gesamten Inhalt des Beitrages treffend widerspiegeln. Nicht. So. Leicht. Letztlich aber doch möglich. Mit Geduld, Kreativität, Wortspielerei, Wortschieberei, Einfallsreichtum und Schweiß. Ein Glück muss ich das hier auf dem Blog nicht.

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Doch ehe ich abschweife. Kinners, es geht um Stuttgart Vier mal 3. Mal wieder. Hier kommt gerade ja auch nichts anderes auf den Tisch und das geht gerade auch einfach nicht anders. Die Zeit rast auch so schon. Und irgendwie können wir alle drei – Judy und Anja und ich und vielleicht auch du – nicht glauben, dass das „Stuttgart Vier mal 3“-Jahr mit dem nächsten Beitrag und einem Paukenschlag schon zu seinem Ende kommt. Wer hat bitte die Zeit vorgespult?!

Ich möchte euch aber die Zutaten für kommenden Monat nennen, wenn mit einem Querschnitt der heutigen Bestandteile und einem hoffentlich exorbitanten Synapsenknaller (wer will an dieser Stelle schon wieder das Wörtchen „lecker“ lesen, wenn es so viele weitere schöne Begriffe gibt?) das Herbstgericht unserer und eurer Wahl, online geht.

Ja, du darfst mitmachen!

Wie? Suche dir aus der folgenden Liste drei Zutaten deiner Wahl aus, schwing den Rührbesen oder die Schöpfkelle und kreire – eines der Worte, die ich übrigens irgendwie ziemlich schlimm finde – daraus ein Gericht ganz nach deinem Geschmack. Aus diesen saisonalen Zutaten kannst du auswählen:

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Unsere Zutatenliste für den Herbst!

Danke an dieser Stelle auch wieder an Alltagssterne für dein tolles Handlettering! Da bin ich ja die Vollniete. Wenn ich eines Tages Meisterin darin bin, mich kurz zu fassen und auf das Nötigste zu beschränken, dann werden Handlettering, Schönschrift, Kalligraphie oder die Malerei meine nächste Baustelle sein. Bis dahin backe ich zur Entspannung lieber Kuchen, das trifft dann auch andere nicht ganz so hart.

An dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung der Spielregeln. Es ist wirklich alles andere als kompliziert und macht sogar richtig viel Spaß:

Aus den 6 oben vorgegebenen Zutaten, müssen 3 ausgewählt und im Rezept verarbeitet werden. Mehr Zutaten sind möglich, weniger nicht. Bitte teilt uns am 17. November mit einem Link auf Anjas, Judys oder meinem Blogpost euren Link zum Rezept mit.

Wichtig: ihr müsst nicht zwingend einen Blog haben, jeder darf mitmachen! Egal woher. Aus den vorgegebenen Zutaten solltet ihr einen Gang eurer Wahl kreieren. Ob Vorspeise, Hauptgang, Dessert oder Zwischengänge, ist dabei ganz euch überlassen.

Auf Instagram könnt ihr eure Beiträge gerne mit den Hashtags #stuttgartviermal3 kennzeichnen, damit wir sie auch dort finden.

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Alle Zutaten auf einen Blick!

Ich habe schon die ein oder andere favorisierte Zusammenstellung, die hier natürlich noch nicht verraten wird. Was es jedoch genau wird und ob ich es schaffe, den Kuchen wieder fructosearm hinzubekommen, das weiß ich noch nicht. Was ich aber gewiss weiß ist, dass ein paar schöne Stunden in der Küche bevor stehen und darauf freue ich mich sehr. Es ist einfach immer wieder beglückend dort zu stehen und mit den Händen etwas Wohlschmeckendes zu zaubern. Vielleicht reicht die Muse diesmal auch für Fotos, mit denen ich wieder richtig zufrieden bin. Wir werden sehen.

Ganz besonders freuen würden wir drei uns natürlich, wenn auch ihr da draußen mitmacht und mit den wunderbaren Herbstzutaten etwas Schönes kocht, backt, mixt, rührt. Ich denke, das für jeden etwas dabei ist und freue mich schon jetzt auf die Ergebnisse.

Habt es schön und tut euch Gutes,

Eure Sonja

 

Küchensoundtrack für schöne Herbststunden: Hannah Epperson – Brother

Stuttgart Vier mal 3 – Sommeredition: Kartoffel-Käsekuchen mit Beerensößle!

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Backen / Fructosedingens

Im mich-kurz-fassen bin ich nicht die beste. Wäre „kurz und knackig schreiben“ eine olympische Disziplin, so wäre ich wohl eher auf einem der hinteren Plätze zu finden. Macht mir nix aus! In der Regel klappt das ja wunderbar, zum Beispiel bei Übersetzungen. Da kommt schriftlich labern eben einfach nicht so gut. Es geht um Fakten und Tatsachen. Es wird nix dazu gedichtet (oder weggelassen), das im Ausgangstext nicht auch vorkommt oder diesen im Zweifel mit Hilfe von Umschreibungen in der Zielsprache verständlicher macht. Alles für einen guten Text.

In allen anderen Fällen betreibe ich dagegen äußerst gerne Wort-Akrobatik. Wie ihr hier nur unschwer erkennen könnt. Ich benutze liebend gerne Wörter, die in Vergessenheit geraten sind. Ich sage und schreibe auch viel lieber „Käsekuchen“ statt „Cheesecake“. Käsekuchen ist nämlich ebenfalls eines dieser Wörter, die angesichts ihres hippen Gegenspielers irgendwie angestaubt sind. Zu Unrecht.

Ich spiele gerne mit Sprache(n). Vermutlich bin ich deshalb auch gar nicht so falsch angesiedelt in meiner neuen (und nebenbei ultra spannenden!) Aufgabe als fest angestellte Redakteurin. Etwas, das ich mittlerweile nur deshalb so richtig richtig popichtig glauben kann, weil ich meine ersten drei Arbeitstage diese Woche hinter mich gebracht habe. Ja, ich habe gestern schon mein Wochenende eingeläutet!

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Bislang war mit dem Kopf zu arbeiten eher etwas, das sich auf die mittlerweile leider nicht mehr ganz so häufig erscheinenden Blogartikel und meine Arbeit als Texterin für POIS beschränkte. Letzteres nahm mehrere Stunden die Woche ein. Meist immer dann, wenn mich die Muse küsste und die Finger mehr oder weniger von allein über die Tasten sprangen, weil der Kopf in dem Moment gerade sprudelte. Natürlich arbeitet man immer irgendwie mit dem Kopf, aber nun wird er auch beruflich so richtig zur Denkfabrik. Die Texte habe ich von Zuhause geschrieben. Es ist beglückend und praktisch, wenn man so arbeiten kann.

Beglückend und praktisch ist aber auch, in einem Büro mit tollen Kollegen in kreativer Umgebung sitzen und miteinander arbeiten zu können. Das Gefühl zu haben stets mit offenen Armen empfangen zu werden. Überhaupt die Tatsache, nette Menschen um sich haben zu können, bei denen du weißt, du kannst und sollst immer Fragen stellen. Die dir einen Rahmen zum Arbeiten zur Verfügung stellen und dir jederzeit nicht das Gefühl geben, dass du ihnen zur Last fällst. Das ist nicht selbstverständlich. Ich hatte auch schon Jobs, bei denen eher gegeneinander statt miteinander arbeiten an der Tagesordnung stand. Das braucht wirklich kein Mensch. Das macht auch wirklich so gar keinen Sinn! Und so funktioniert auch kein Magazin.

Die erste „Akrobatikstunde“ in Form meines ersten Artikels für das Magazin habe ich schon hinter mich gebracht und dabei nicht gerade in der genannten Disziplin „kurz und knackig“ glänzen können. Es sollte ein kurzer Artikel über eines der besten Sushi-Lokale weltweit werden! Oh, hi hohe Messlatte, bist du´s?!

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Wo eine große Herausforderung ist, da gibt es jedoch immer auch Wege sie zu bezwingen. Man steht sich dabei halt oft nur selbst im Weg. Für den Beitrag habe ich keine Anweisung oder Einweisung bekommen, ich habe einfach angefangen zu recherchieren und zu schreiben. Das ist für solch einen Lernprozess vermutlich auch die beste Herangehensweise. Einfach mal machen, Dinge auf deine Art angehen, einfach mal anfangen zu schreiben (oder zu backen oder…), das wird schon. Niemand landet beim ersten Mal einen Volltreffer! Die Perfektionistin in mir ist – zum Glück – längst entspannter geworden, weil es einfach nichts bringt sich selbst mit vermeintlich Idealem unter Druck zu setzen.

Der erste Entwurf des Artikels war natürlich weit davon entfernt perfekt zu sein und wisst ihr was? Das ist total okay, wenn du jemanden an der Hand hast, der an dich und deine Fähigkeiten glaubt und dir Raum und Zeit gibt, dich zu entwickeln. Es ist eben etwas gänzlich anderes für Leser von Printmedien zu schreiben als sein eigener Text-Herr auf dem Blog zu sein. Hier ist ja zum Glück reichlich Platz vorhanden.

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Perfekt ist im übrigen auch dieser Kuchen, wie man sieht, nicht und gänzlich unperfekt ist sogar, dass dieser Beitrag zu Stuttgart Vier mal 3 nun nicht am 17. August um 17 Uhr erscheint wie er eigentlich sollte, sondern erst heute, am 18. August um 17 Uhr. Einen Tag zu spät. Weil mein Zeitmanagement diesmal einfach für den Popinski war und der letzte Drücker nach meinen drei ersten Tagen in der Redaktion bereits für andere Tätigkeiten herhalten musste. Von den Bildern möchte ich gar nicht erst anfangen, die ersten waren ein Desaster… aber da isser wieder, der Perfektionismus und der Druck, den man sich selbst macht.

Lasst uns von perfekt Unperfektem kurz einen Schwenker zu den Zutaten machen, bevor das hier sonst wieder ausartet. Das waren nämlich unsere Zutaten für die Sommeredition:

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Stuttgart Vier mal 3 – die Sommerzutaten

Sehr ausgewogen und stimmig, trotzdem nicht ganz so einfach. Zumindest dann nicht, wenn man es sich nicht gänzlich leicht machen und kurzerhand einen Beeren-Blechkuchen backen will. Wollte ich auch nicht. Und auch keine Kartoffel-Mais Foccacia mit Brombeeren oder schon wieder einen Auberginenkuchen mit Beeren. Oder herzhafte Mais-Brombeer-Stachelbeer Scones. Oder…

Ich habe Kartoffeln, Brom- und Johannisbeeren gewählt und mich von einem meiner liebsten Backbücher inspirieren lassen und angelehnt an den Kartoffel-Cheesecake (da, schon wieder das C-Wort!) mit Preiselbeeren aus dem Buch „Kuchenwunder“ des Gräfe & Unzer Verlages, einen fructosearmen Kartoffel-Käsekuchen mit Beerensößle gemacht.

Wir befinden uns ja schließlich in Schwaben, da isst man Käskucha und keinen neumodischen Cheesecake-Schmarrn! Und das auch nicht mit Magerquark sondern mit voll fettem Quark, einfach weil man das hier kann und weil es sehr viel besser schmeckt. Käsekuchen mit Magerquark, das ist eines dieser Mysterien, welche sich mir wohl nie erschließen werden.

Zutaten für eine 18cm-Springform:

Boden:

60g fructosearme Zartbitterschokolade (z.B. von Frusano)

25g Butter

80g fructosearme Kekse (z.B. Dinkelbutterkekse von Frusano)

1 El Sesam (optional)

1 EL gepoppten Amaranth (optional)

Belag:

200g Kartoffeln, mehlig-kochend

400g Quark

100g Doppelrahm-Frischkäse

1 Msp. gemahlene Vanille

3 Eier

70g Getreidezucker (von Frusano)

1 EL Dinkelgrieß

Prise Salz

Saft und Schale einer unbehandelten Zitrone

Sößle:

ca. 300g Beeren (in meinem Fall Brombeeren und Johannisbeeren)

3 EL Getreidezucker

Saft einer unbehandelten Limette

etwas gemahlene Vanille

Funktioniert so:

  1. Die Kartoffeln schälen, waschen, würfeln und in Salzwasser gar kochen. Anschließend abgießen, kurz ausdampfen lassen und mit einer Gabel oder dem Kartoffelstampfer fein zerdrücken.
  2. Eine kleine Backform mit Backpapier auskleiden und die Ränder fetten. Schokolade hacken und mit der Butter über dem Wasserbad schmelzen. Die Kekse mit dem Nudelholz oder anderen Hilfsmitteln zerbröseln. Brösel, Sesam und Amaranth (beides kann auch weggelassen werden) mit der Schokolade vermengen, auf dem Boden verteilen und die Springform für etwa 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.
  3. Die Zitrone heiß abwaschen, mit einem Zestenreißer die Schale abreiben und den Saft auspressen. Den Backofen auf 180 Grad vorheizen.
  4. Frischkäse, Quark, Grieß, Zitronensaft und Schale, Getreidezucker, gemahlene Vanille und die Prise Salz in einer Rührschüssel einige Minuten mit dem Handmixer verrühren. Anschließend jedes Ei einzeln gut unterrühren. Zuletzt die zerdrückten Kartoffeln unter die Masse rühren und auf dem fest gewordenen Keksboden verteilen.
  5. Den Kuchen auf der mittleren Schiene 50-60 Minuten backen. Bitte nach 40 Minuten regelmäßig einen Blick in den Ofen werfen. Wird der Kuchen euch am Rand zu dunkel, deckt ihr ihn vorsichtig mit Alufolie ab. Ich mache auch bei Käsekuchen eine Stäbchenprobe. Wenn nur noch wenig Füllung daran haftet und er in der Mitte nicht mehr schwabbelt, ist er gut. Den Ofen ausschalten und den Kuchen bei leicht geöffneter Tür auskühlen lassen – gerne über Nacht.
  6. Für das Sößle die Beeren verlesen. Mit 3 EL Getreidezucker – oder nach Geschmack – und dem Saft einer Limette sowie etwas gemahlener Vanille in einen kleinen Topf geben und bei leichter Hitze 15-20 Minuten köcheln lassen. Wer mag, kann die Beeren anschließend noch durch ein Sieb passieren.

Der Kuchen schmeckt selbstverständlich auch ohne Sößle! Ich mag jedoch beide Varianten sehr gerne und finde es schön, wenn Gäste sich das selbst aussuchen können und man es mal so und dann wieder so machen kann. Zudem schmeckt die Beerensoße auch im Frühstücksjoghurt sehr lecker. Es lohnt sich also doppelt.

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Der Käsekuchen ist wunderbar cremig und man schmeckt die Kartoffeln wirklich nur leicht heraus. Er eignet sich außerdem auch als tolle Verwertungsmöglichkeit für Kartoffeln vom Vortag und kann selbstverständlich auch als nicht fructosearme Variante gebacken werden. Dazu einfach statt Getreidezucker normalen Zucker verwenden.

Jetzt bin ich aber wieder richtig gespannt darauf, was Judy und Anja für unsere Sommeredition von Stuttgart Vier mal 3 fabriziert haben. Ich war tatsächlich noch nicht spicken, obwohl beide Beiträge bereits seit gestern Nachmittag online sind! Wie immer weiß keine von uns vorab, welche Zutaten sich die jeweils beiden anderen aussuchen und was letztendlich daraus entsteht. Das ist immer wieder spannend!

Viel Spaß beim Lesen! Viel Spaß beim Backen! Und ganz viel Spaß am Sommer!

Eure Sonja

Küchensoundtrack: Audioslave – Show Me How To Live